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Das Projekt

Das diesjährige Tanztheaterprojekt von Jugend Pro Arte e.V. basiert auf Shakespeares bekanntem Drama „Romeo und Julia“. Es ist ein offenes Projekt, bei dem sich jede und jeder anmelden konnte. So trafen langjährige Tänzer*innen auf Schauspieler*innen ohne jegliche Erfahrung mit Tanz. Geprobt wurde immer freitagabends und an zahlreichen Probenwochenenden. Das erste Mal seit Jahren gab es (für die Jugendlichen) auch wieder eine Projektwoche im Studio Pro Arte, in der fünf Tage an dem Stück gearbeitet wurde und gemeinsame Aktivitäten, wie Kanufahren, stattfanden. In dieser Projektwoche trafen wir auch die damalige Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae von den Grünen und sprachen mit ihr über Demokratie, Gruppendynamik und die Entstehung von Hass. Ein weiterer neuer Aspekt war, dass die Teilnehmer*innen mehr Einfluss auf das Projekt hatten. Zum Beispiel konnte jede*r einem Workshop beitreten und sich mit Bereichen wie Bühnenbild, Kostüme oder Fotografie auseinandersetzen. So erhielten alle einen Einblick hinter die Kulissen des Theaters.

Immer wieder sollten wir den Bezug des Stückes zu unserem Leben herstellen. „Romeo und Julia“ ist natürlich ein altes Drama und zuerst fragten wir uns, was darin unser Leben widerspiegelt. Doch mit der Zeit konnten wir immer mehr Fragen erkennen, die uns auch heute noch beschäftigen: Woher kommt Hass? Wie definiert man sich in einer Gruppe? Was bedeutet Liebe?

All diese Fragen beeinflussten das Stück und die Art der Darstellung über den Verlauf des gesamten Projekts. Und obwohl wir immer wieder Problemen gegenüberstanden und es Phasen gab, in denen einfach nichts voranzukommen schien, steht nun ein fertiges Stück, auf das wir alle stolz sein können. Geschrieben von Franka E

Zur Inszenierung

In der Inszenierung „Romeo und Julia – ein Tanztheater“ steht das Ausbleiben echter Begegnung im Vordergrund. Shakespeares weltbekannte Liebesgeschichte bietet den Schauplatz puren Lebens: Freundschaft, Liebe, Hass, Intrigen und Kalkül. Doch zwischen den Zeilen blitzen immer wieder die Fragen auf: Wie gehen die Menschen miteinander um? Welches Weltbild haben sie? Was fühlen sie? In welchen Kategorien denken sie von ihren Mitmenschen?

Der Tanz hat in der Inszenierung eine führende Funktion. Durch ihn werden Gefühlszustände wie Hass, Freude und Trauer ausgedrückt und Bilder dargestellt, welche sich der Beschreibung in Worten entziehen. Julias Innenleben wird durch den Tanz der Aspekte veräußert, welche sie immer wieder begleiten und Verstrickung des jungen Mädchens in die Familienstrukturen mit dem Drang nach Selbstbestimmung verhandeln. Die wiederkehrend auftauchenden Schnüre versinnbildlichen dieses Dilemma und lassen keine Lockerung des Konfliktes zu.

Die verbale Sprache beinhaltet die Ebene der Kommunikation, ist aber nur eine scheinbare Begegnung. Die Bullenchefs verwarnen die Gangmitglieder und verbannen Romeo, Julia wird zur Hochzeit mit Graf Paris von ihrer Familie genötigt und die Gangs werfen sich Provokationen an den Kopf. Doch es kommt kein wirklicher Dialog zustande. Auch in der Interaktion zwischen Romeo und Julia schafft die Sprache keine Nähe, sondern bietet den Protagonist*innen eher Schutz und Rückzug in die eigene Gedankenwelt. Julia versteckt hinter ihrer sittlichen Sprache den eigentlichen Drang berührt und gesehen zu werden, während Romeo – erst in seinem Tagebuch, dann real – mit Versen und Sprachbildern experimentiert, um eine eigene Identität zu finden. So begegnen sich auch die Liebenden nicht. Die schnelle Hochzeit und Hochzeitsnacht sind verzweifelte Versuche sich aneinander zu binden, wobei alle Kräfte sie auseinanderzerren. Obwohl die Verbindung von Romeo und Julia dem Untergang geweiht ist, zeigt sie doch Hoffnung für die Zukunft auf: Zwei Jugendliche hinterfragen das Weltbild, das ihnen durch ihre Sozialisation auferlegt wurde und stoßen durch die Suche nach einem eigenen Platz in der Welt eine Veränderung der Wirklichkeit aller Beteiligten an.

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